Die Eremitage in Bayreuth

Die Eremitage in Bayreuth

Meine Begeisterung für die schönen Künste

Mit meinen Meisterwerken der Baukunst wollte ich nach außen glänzen. Meine Leidenschaft galt jedoch zugleich der Musik, Kunst und Literatur. In der Eremitage habe ich meine Memoiren geschrieben, in denen ich gnadenlos mit den schlagfertigen Erziehungsmethoden meines Vaters, den hochfliegenden Heiratsplänen meiner Mutter und dem kalten Hochmut meines geliebten Bruders nach seiner Thronbesteigung abgerechnet habe. Und dennoch haben Friedrich und ich uns immer wieder vertraute Briefe geschrieben, haben darin über Gott und die Welt philosophiert, über Gott und die Welt gelästert, uns über Musiker und Autoren ausgetauscht.

aphrodite

Terrakotta-Büste, Aphrodite, Göttin der Schönheit. Italien, Ende 18. Jh. (Sammlungen Schloss Birken)

Markgräfliches Opernhaus (Innenaufnahme) © Bayreuth Marketing & Tourismus GmbH

Markgräfliches Opernhaus (Innenaufnahme) © Bayreuth Marketing & Tourismus GmbH

Und selbst der größte von allen, der Großaufklärer Voltaire, hat mit mir einen regen Briefwechsel geführt, in dem ich ihn zur Versöhnung mit Friedrich aufrief und er Frieden zwischen Frankreich und Preußen unter meiner Vermittlung stiften wollte. Von seiner Tragödie Sémiramis habe ich mich zu einer Oper anregen lassen, in der die Sonne der Aufklärung ebenso leuchtet wie in meiner ganz und gar philosophischen Oper L’Huomo, die ich ein Jahr später im Juni 1754 zu Ehren des Besuchs meines Bruders in Bayreuth aufführen ließ. Bekannte Frauengestalten der Antike wie Semiramis und Kleopatra sind die Lieblingsthemen der Gemälde, die ich ebenso leidenschaftlich gesammelt habe wie antike Skulpturen, die ich selbst auf meiner Reise nach Italien erworben habe.

Allerdings musste ich dieses Erbe in meinem Testament meinem Bruder in Berlin vermachen, so dass sie nur dort von Besuchern zu bewundern sind. In der Malerei habe ich im besten Sinne des Wortes dilettiert und mich mit Zeichenstift und Pinsel den berühmten Frauen des Altertums wie Kleopatra und Lukrezia gewidmet, Opferfiguren also, denen ich mich verbunden fühlte.

Markgräfin Wilhelmine Gesellschaft e. V. - Glockenstraße 3c - 95447 Bayreuth - Tel. +49(0)921-62219 - bernd-saupe@t-online.de